Risiken der Transformation zur Elektromobilität in der Unternehmensberichterstattung : Kritikalitätsbewertung der eingesetzten Rohstoffe und empirische Untersuchung der Berichterstattungspraxis der deutschen Automobilindustrie

Der sich durch die Elektrifizierung des Antriebsstrangs verändernde Fahrzeugaufbau bedingt den Einsatz von Rohstoffen, deren Risikoexposition teilweise als kritisch einzustufen ist. Hie-raus ergeben sich Risiken für die Unternehmen der deutschen Automobilindustrie. Diese Risi-ken gilt es zu identifizieren, zu bewerten, zu steuern und zu berichten. Die vorliegende Arbeit leistet einen Beitrag zur Ergründung dieses Forschungsgebiets. Trotz der Bedeutung der Automobilindustrie für die wirtschaftliche Entwicklung der Bundes-republik Deutschland liegen keine Forschungsarbeiten vor, die die Identifikation, Bewertung, Steuerung und Berichterstattung von elektromobilitätsbedingten Risiken in der deutschen Automobilindustrie ganzheitlich untersuchen. Basierend auf der identifizierten Forschungslü-cke liegen der Arbeit drei forschungsleitende Fragestellungen zugrunde. Zu Beginn wird im Rahmen einer ersten Partialanalyse die Identifikation und Bewertung von elektromobilitätsbedingten Rohstoffrisiken behandelt. Hierzu wird anhand eines Berech-nungsmodells der Rohstoffbedarf für die Elektrifizierung des Antriebsstrangs von 2020 - 2030 prognostiziert. Aufbauend darauf wird anhand von sechs Bewertungsdimensionen unter Einbeziehung von elf Einzelindikatoren die Risikoexposition der eingesetzten Rohstoffe be-stimmt. Im Rahmen der zweiten Partialanalyse, bei der die externe Berichterstattung der Unternehmen der deutschen Automobilindustrie (DAX Sektor Automobile) in den Forschungsfokus rückt, wird zunächst untersucht, wie über das Risikomanagement, die Risikobewertung und –darstellung von Risiken im Risikobericht zum Geschäftsjahr 2017 und 2018 berichtet wird. Der inhaltliche Anforderungskatalog, anhand dessen die Unternehmensberichterstattungspra-xis untersucht wird, wird basierend auf den Vorgaben des DRS 20 zur Lageberichterstattung hergeleitet. Es zeigt sich eine relativ umfassende Darstellung der Risikomanagementstrukturen und –prozesse. Auffällig ist, dass zwischen beiden Geschäftsjahren nahezu keine Unterschie-de in der Berichterstattung bestehen. In Abhängigkeit zum Verpflichtungsgrad der Vorgaben, der durch die Auslegung der Vorgaben erarbeitet wurde, lässt sich feststellen, dass in der Be-richterstattungspraxis verpflichtende Berichtsvorgaben häufiger erfüllt werden als bedingt verpflichtende Vorgaben und Wahlrechtsaspekte, zwischen denen keine statistisch signifikan-ten Unterschiede festzustellen sind. Aufbauend auf den Ergebnissen der ersten Partialanalyse wird die Berichterstattung über elektromobilitätsbedingte Risiken im zweiten Teil der zweiten Partialanalyse tiefergehend ana-lysiert. Hierzu werden neben den Risikoberichten auch die nichtfinanziellen Erklärungen der Unternehmen der Automobilindustrie untersucht. Der Auswertungskatalog umfasst alle zur Elektrifizierung des Antriebsstrangs eingesetzten Rohstoffe, zudem werden übergeordnete Risikoangaben zu den Schlüsselkomponenten des Antriebsstrangs (Batterie, Elektromotor und Leistungselektronik) und zur Elektromobilität erfasst. Die Auswertung zeigt, dass Hersteller über mehr Risiken berichten als Zulieferer und von beiden Gruppen v. a. Preis- und Verfüg-barkeitsrisiken (Risikobericht) sowie Nachhaltigkeitsrisiken (nichtfinanzielle Erklärung) offen-gelegt werden. Im Unterschied zum ersten Auswertungsschritt der zweiten Partialanalyse di-vergieren die Ergebnisse zwischen den Geschäftsjahren deutlich. Im Vergleich zum Ge-schäftsjahr 2017 wurde die Berichterstattung von elektromobilitätsbedingten Risiken im Ge-schäftsjahr 2018 deutlich ausgeweitet. Auffällig ist zudem, dass ein statistisch signifikanter negativer Zusammenhang zwischen dem Kritikalitätsniveau der Rohstoffe und der Häufigkeit der risikobezogenen Berichterstattung der Rohstoffe besteht. Auf Basis der gewonnenen Erkenntnisse werden Handlungsempfehlungen für die Unterneh-men sowie den Standardsetter abgeleitet. Abschließend werden die Ergebnisse der Arbeit zusammengefasst und Empfehlungen für weitere Forschungsvorhaben entwickelt.

The vehicle structure, which is changing as a result of the electrification of the powertrain, requires the use of raw materials, some of whose risk exposure can be classified as critical. This gives rise to risks for companies in the German automotive industry. These risks must be identified, evaluated, managed and reported. This thesis contributes to the investigation of this field of research. Despite the importance of the automotive industry for the economic development of the Fed-eral Republic of Germany, there is no research available that investigates the identification, assessment, management and reporting of electromobility-related risks in the German automo-tive industry holistically. Based on the identified research gap, the thesis is based on three research guiding questions. At the beginning, the identification and evaluation of electromobility-related commodity risks is dealt with in a first partial analysis. For this purpose, the raw material requirements for the electrification of the powertrain from 2020 to 2030 are forecast using a calculation model. Based on this, the risk exposure of the raw materials used is determined using six assessment dimensions and eleven individual indicators. Within the scope of the second partial analysis, in which the external reporting of the compa-nies in the German automotive industry (DAX sector Automobiles) moves into the research focus, it is first examined how risk management, risk assessment and risk presentation are re-ported in the risk report for the 2017 and 2018 financial year. The catalog of requirements in terms of content used to examine corporate reporting practices is derived based on the re-quirements of DRS 20 on management reporting. A relatively comprehensive presentation of risk management structures and processes is shown. It is striking that there are virtually no differences in reporting between the two financial years. Depending on the degree of obliga-tion of the requirements, which was determined by interpreting the requirements, it can be seen that in reporting practice, obligatory reporting requirements are fulfilled more frequently than conditionally obligatory requirements and optional aspects, between which no statistical-ly significant differences can be found. Building on the results of the first partial analysis, the reporting of electromobility-related risks is analyzed in greater detail in the second part of the second partial analysis. In addition to the risk reports, the non-financial statements of the companies in the automotive industry are also examined. The evaluation catalog includes all raw materials used for the electrification of the powertrain. In addition, higher-level risk statements on the key components of the powertrain (battery, electric motor and power electronics) and on electromobility are recorded. The analy-sis shows that manufacturers report more risks than suppliers and that both groups disclose mainly price and availability risks (risk report) and sustainability risks (non-financial state-ment). In contrast to the first evaluation step of the second partial analysis, the results differ significantly between the fiscal years. Compared to fiscal year 2017, the reporting of electro-mobility-related risks was significantly expanded in fiscal year 2018. It is also noticeable that there is a statistically significant negative correlation between the criticality level of raw mate-rials and the frequency of risk-related reporting of raw materials. Based on the findings, recommendations for action for the companies as well as the standard setter are derived. Finally, the results of the work are summarized and recommendations for further research projects are developed.

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