Beobachterbasierte Drehzahlregelung zur Unterdrückung harmonischer Schwingungen mit variierenden Frequenzen für rotatorische Antriebe
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Unterdrückung von harmonischen Schwingungen mit zeitvariierenden Frequenzen an nichtlinearen rotatorischen Antrieben. Technische Anwendungen, die diese harmonische Schwingungscharkteristik aufweisen, sind in vielfältigen Anwendungen zu finden, wobei der Fokus hier auf dem automobilen Antriebsstrang liegt. In dieser Dissertation wird eine allgemeine Methodik zur Schwingungsunterdrückung nichtlinearer Systeme vorgeschlagen, die auf einer Zerlegung des dynamischen Verhaltens in einen hochfrequenten- und niederfrequenten Streckenanteil beruht. Der hochfrequente Teil wird als Störung gesehen, der am Eingang der niederfrequenten Dynamik wirkt. Die präsentierte Methodik konnte sowohl in der Simulation, als auch an einem dafür errichteten Nockenwellenprüfstand, mit Erfolg angewendet werden. Insgesamt sind zwei Regelansätze vorgestellt, die auf einem Störgrößenbeobachter basieren. In beiden Varianten erfolgte der Entwurf in diskreter Zeit. Für die betrachtete Problematik, bei der Störungen mit variierende Frequenzen auftreten, ist diese Vorgehensweise sehr vorteilhaft, weil es zu keiner Verzerrung der Frequenzachse kommt. Bei der ersten Umsetzungsvariante ist die hochfrequente Störung, so wie gegebenenfalls ein Teil der niederfrequenten Streckendynamik, als ein pLPV-System (pLPV, polytopic-Linear-Parameter-Varying) modelliert. Die restlichen Streckenbestandteile sind durch eine LTI-Systembeschreibung repräsentiert (LTI, Linear-Time-Invariant). Der zugehörige Regler- bzw. Beobachter basiert auf einer Begrenzung der H2d-Operatornorm. Die Formulierung erfolgte anhand von Matrixungleichungen. Der Entwurf garantiert Stabilität des geschlossenen Kreises für das lineare Ersatzsystem in dem betrachteten Drehzahlbereich. Es konnten sehr gute Ergebnisse hinsichtlich der Störunterdrückung erzielt werden. Dabei hat sich gezeigt, dass es mit aktivierter Störunterdrückung zu einer Energieeinsparung am verwendeten Prüfstand kommen kann. Nachteilig hat sich herausgestellt, dass nur eine begrenzte Dynamik im Führungsverhalten der Regelung erzielt werden konnte. Eine Modifikation der Systembe- schreibung, die diese Problemstellung adressiert, ist in der zweiten Umsetzungsvariante betrachtet. Hierbei ist die hochfrequente Störung als ein LTV-System (LTV, Linear-Time-Variant) und die niederfrequente Stecke als ein LTI-System modelliert. Der umgesetzte Gain-Scheduling-Ansatz basiert auf schaltenden Regel- bzw. Beobachterparametern, die jeweils nur für einen Arbeitspunkt entworfen wurden. Dabei ist die Umschaltung mittels einer Hysterese realisiert, dass es nicht ständig zum Hin- und Herschalten zwischen zwei Reglern kommt. Für den Beobachterentwurf ist ein stationäres Kalman-Filter verwendet. Die Bestimmung der Regelparameter der niederfrequenten Strecke erfolgte über die Mi- nimierung eines quadratischen Gütefunktionals (LQ-Regler). Mit diesem Ansatz entfällt die theoretische Stabilitätsbetrachtung, weil der Entwurf nicht mehr fur einen gesamten Drehzahlbereich erfolgt. Die experimentellen Ergebnisse deuten aber daruf hin. Insgesamt konnten mit dieser Entwurfsvariante sehr gute Ergebnisse hinsichtlich des Stör- aber auch des Führungsverhaltens erzielt werden. Ausgehend von den gewonnenen Erkenntnissen der vorliegenden Arbeit kann als weitere Forschungsarbeit ein Übertrag der Regelalgo- rithmen auf einen hybriden Antriebsstrang fokussiert werden, bei welchem die elektrische Maschine zur Beruhigung der Drehzahlunförmigkeit beitragen kann.
This dissertation deals with the suppression of harmonic oscillations with time-varying frequencies acting on nonlinear rotatory machines. These rotational vibrations can be found in technical applications with cam or crankshaft mechanisms. The focus of this work is on the automotive powertrain. In this dissertation, a general methodology for vibration suppression of nonlinear systems is proposed. It is based on a decomposition of the dynamics of the system into a high-frequency part and a low-frequency part. The high-frequency dynamics is seen as the disturbance and is acting on the input of the low-frequency dynamics, which is seen as the plant. The presented methodology could be applied in simulation and on a test bench. In this study two control approaches are presented, which are based on a disturbance observer. In both variants, the controller design was done in discrete time. For the considered problem this fact is very advantageous. Although time-varying frequencies are present, it is not resulting in a distortion of the frequency axis. In the first approach the high-frequency part, as well as possibly a part of the low-frequency dynamics, is modeled as a pLPV system (pLPV, polytopic Linear Parameter Varying). The remaining components of the system are represented through an LTI system description (LTI, Linear Time Invariant). The controller and observer design is based on the H2d-norm and is formulated by matrix inequalities. The design guarantees the stability of the closed loop system. Satisfactory results were obtained with respect to the suppression of the existing disturbances. It has been shown that, with the activated disturbance suppression, energy savings can be achieved on the test rig. A disadvantage is that only a limited dynamic range can be achieved in the control behavior. A modification of the system description, that is focused on this problem, is described in the second control approach. Here, the high-frequency disturbance is modeled as an LTV system (LTV, Linear Time Variant) and the low-frequency part as an LTI system. The implemented gain-scheduling approach is based on switching controllers, which are designed for specific operating points. Thereby, the switching is realized by a hysteresis curve, so that there is no constant switching back and forth between the two controllers. For the observer design, a stationary Kalman filter is used. The control parameters of the low-frequency part were determined by the minimization of a quadratic cost functional (LQC, Linear Quadratic Control). With this approach, theoretical stability considerations are no longer valid. However, the experimental results indicate that this is the case. In general, very good results could be achieved with this control approach. In terms of both in reference tracking, as well as in disturbance suppression. Based on the results of the present work, an implementation of the control algorithms on a hybrid powertrain, in which the electric motor is used to control the speed fluctuations, can be aimed.