Ein Beitrag zur Lebensdauerabschätzung kurzglasfaserverstärkter Kunststoffbauteile
Lebensdauervorhersagen an schwingend beanspruchten kurzglasfaserverstärkten (kgfv) Kunststoffbauteilen sind äußerst komplex. Diese Werkstoffklasse weist spezielle Eigenschaften auf, die sich stark von anderen Werkstoffen unterscheiden. Den spezifischen Einflussfaktoren muss sowohl experimentell als auch numerisch Rechnung getragen werden. Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der gesamtheitlichen Lebensdauerabschätzung von kgfv Kunststoffbauteilen. Ausgehend von experimentellen und numerischen Untersuchungen wird ein Beitrag zur zuverlässigeren Lebensdauerabschätzung geleistet. Dem Berechnungskonzept zur Lebensdauerabschätzung liegt ein rein empirischer Ansatz zugrunde, der komplexe Schädigungsabläufe nicht berücksichtigt. In dieser Arbeit wird die Übertragbarkeit der Ansätze von kgfv Proben auf komplexe Kunststoffbauteile überprüft. Die primär lebensdauerbeeinflussenden Faktoren wie Temperatur und Feuchtigkeit werden an einem Kunststoffbauteil aus PA66-GF50, im Einzelnen und in ihrer Wechselwirkung zueinander, experimentell untersucht. In weiterführenden Untersuchungen werden an Proben und am Bauteil die Schädigungsmechanismen, im Kontext der äußeren Einflüsse, analysiert. Eine grundsätzliche Übereinstimmung zwischen den an Proben und den am Bauteil ermittelten Einflussfaktoren sowie Schädigungsmechanismen kann hierbei bestätigt werden. Die auf Probenergebnissen basierenden Berechnungsmodelle und Materialkennwerte sind demnach auf ein komplexes Bauteil anwendbar. Die Berechnung einer Lebensdauer unter variabler Amplitude stellt eine weitere Besonderheit der kgfv Kunststoffe dar. Auf Basis ermittelter Gaßnerlinien und unter Einbezug äußerer Umgebungsbedingungen, wird die Genauigkeit der rechnerischen Lebensdauerabschätzung infolge der linearen Schadensakkumulation nach Miner-elementar untersucht. Die ermittelten effektiven Schadenssummen können durch Korrekturverfahren die Treffsicherheit der Lebensdauerberechnung steigern. Zur Umsetzung der rechnerischen Lebensdauerabschätzung wird die klassische Methode im Sinne metallischer Werkstoffe erweitert, indem eine Berechnungskette für die Anwendung an kgfv Kunststoffbauteilen aufgebaut wird. Die Grenzen der Anwendung des Berechnungskonzepts werden systematisch an Proben und dem Demonstrationsbauteil untersucht. Es wird festgestellt, dass durch die Erweiterung der Berechnungskette konservativ zufriedenstellende Lebensdauern, an einfachen Probengeometrien bis hin zu komplexen Strukturen, vorhergesagt werden können. Die Güte der Ergebnisse steht im Zusammenhang mit den gewählten Eingangsparametern. CT-Analysen verdeutlichen den signifikanten Einfluss der Faserorientierung auf die Genauigkeit der Ergebnisse. In diesem Zusammenhang werden die Anwendungsgrenzen der rechnerischen Lebensdauerabschätzung aufgezeigt. Gemäß dem Stand der Technik können aktuelle Softwarelösungen der Füllsimulation die Faserorientierungen nicht immer korrekt vorhersagen. In diesem Kontext werden geeignete Maßnahmen aufgezeigt und das Entwicklungspotential der Berechnungsmethode diskutiert.
Lifetime prediction of short glass fiber reinforced (SGFR) plastic components under cyclic loading is extremely complex. This material class has distinct properties that differ greatly from other materials. The specific influence factors must be taken into account both experimentally and numerically. This work deals with the overall life assessment of SGFR plastic components. Based on experimental and numerical investigations, a contribution is made to more reliable life assessment. The calculation concept for lifetime estimation is based on a purely empirical approach, which does not take into account complex damage processes. In this work, the transferability of the approaches from SGFR samples to complex plastic components is checked. The primary lifetime influencing factors such as temperature and humidity are experimentally investigated on a plastic component made of PA66-GF50, in detail and in their interaction with each other. In further investigations, the damage mechanisms are analyzed on samples and on the component in the context of external influences. A fundamental agreement between the influence factors and damage mechanisms determined on samples and on the component can be confirmed here. The calculation models and material properties based on sample results are therefore applicable to a complex component. The calculation of a lifetime under variable amplitude represents another peculiarity of SGFR plastics. Based on the determined Gaßnerlinien and taking into account external environmental conditions, the accuracy of the numerical lifetime estimation due to linear damage accumulation according to Miner is examined. The determined effective damage sums can increase the accuracy of the lifetime calculation by means of correction procedures. In order to implement the numerical lifetime estimation, the classical method in the sense of metallic materials is extended by building up a calculation chain for the application to SGFR plastic components. The limits of application of the calculation concept are systematically investigated on samples and on the demonstration component. It is found that the calculation chain can conservatively approximate the lifetimes of simple sample geometries to complex structures. The quality of the results is determined by the chosen input parameters. CT analyses illustrate the significant influence of fiber orientation on the accuracy of the results. In this context, the limits of application of the numerical lifetime estimation are shown. According to the state of the art, current software solutions of the fill simulation can not always correctly predict the fiber orientations. In this context, suitable measures are identified and the development potential of the calculation method is discussed.
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