Beurteilung des Einflusses von beschichteten Drahtelektroden beim MSG-Schweißen von Aluminiumlegierungen

Die Reduktion des CO2-Ausstoßes ist ein wesentlicher Bestandteil der Bekämpfung des Klimawandels und wird von der Politik entsprechend priorisiert. Der Leichtbau leistet dabei einen entscheidenden Beitrag. Speziell im Transport- und Logistiksektor setzt die Substitution von Stahlwerkstoffen durch Aluminiumwerkstoffe voraus, dass die Werkstoffeigenschaften dies zulassen und erfordert zwingend, dass eine sichere fügetechnische Verarbeitung des Werkstoffs gegeben ist. Bei der schweißtechnischen Verarbeitung von Aluminiumwerkstoffen sind Heißrisse ein limitierender Faktor, ebenso wie der Erhalt der Festigkeitseigenschaften im Bereich der Schweißnaht. Zusatzwerkstoffe nehmen mit ihrem Einfluss auf die chemische Zusammensetzung des Schweißgutes eine Schlüsselrolle ein, da sie das entstehende Gefüge maßgeblich bestimmen. Sie werden in Abhängigkeit des zu verarbeitenden Werkstoffes ausgewählt. Die chemische Zusammensetzung, zur Herstellung des Zusatzwerkstoffs, wird in der schmelzflüssigen Phase eingestellt. Es schließen sich weitere Arbeitsschritte wie das Strangpressen und das Drahtziehen an, um die als Schweißzusatz verwendete Drahtelektrode zu erzeugen. Auf diese Weise können große Mengen Schweißzusatz hergestellt werden. Die Untersuchung der Wirkung verschiedener Legierungselemente sowie deren Gehalt im Schweißgut setzt dabei jedoch voraus, dass Versuchsschmelzen angesetzt werden und dieser aufwendige Prozess durchlaufen wird. Zudem ist eine breiter gefächerte Individualisierung der Zusatzwerkstoffe im Anschluss an den Herstellungsprozess nicht mehr möglich. An dieser Stelle setzen die in dieser Arbeit beschriebenen Untersuchungen zur Modifikation von Aluminiumdrahtelektroden durch PVD-Beschichtungen an. Dünnfilmbeschichtungen bieten die Möglichkeit, Mikrolegierungselemente in das Schweißgut einzubringen und das entstehende Gefüge zu beeinflussen. Die Verarbeitbarkeit derart modifizierter Drahtelektroden sowie deren Einfluss auf das Schweißgut und den Schweißprozess bei Aluminiumwerkstoffen ist bisher weitgehend ungeklärt und wirft entsprechende Forschungsfragen auf. Ziel dieser Arbeit ist die Erarbeitung grundlegender Zusammenhänge zwischen verschiedenen PVD-Dünnfilmbeschichtungen auf Zusatzwerkstoffen beim Metall-Inertgasschweißen und deren Einfluss auf das Schweißgut und die Schweißprozesseigenschaften. Die Motivation besteht in grundlegenden und Wissen schaffenden Untersuchungen, die am Beispiel einer Massivdrahtelektrode nach ISO 18273 – S Al 5754 (AlMg3) durchgeführt werden. Als Beschichtungselemente werden Niob, Nickel, Silicium, Titandiborid, Titan (-nitrid / -oxid) und Zirkonium (-oxid) ausgewählt. Bei den Untersuchungen zeigt sich ein Zusammenhang zwischen der Schichtdicke der Dünnfilmbeschichtung und der Porosität im Schweißgut. Die erhöhte Porosität kann auf einen mit der Schichtdicke steigenden Wasserstoffgehalt zurückgeführt werden, wobei dieser Zusammenhang darüber hinaus beschichtungselementabhängig ist. Die Auswirkungen der Beschichtungswerkstoffe auf das Schweißgut werden anhand der Korngröße dargestellt. TiB2-Beschichtungen kann dabei eine besonders kornfeinende Wirkung nachgewiesen werden. Ein Schwerpunkt der durchgeführten Untersuchungen liegt auf der Beeinflussung der Heißrissanfälligkeit des Schweißgutes. Es wird gezeigt, dass insbesondere Titan- und Titandiboridbeschichtungen die Heißrissanfälligkeit senken können. Die aus den erarbeiteten Versuchsergebnissen entwickelten Modelle zur Darstellung optimaler Elementgehalte in Bezug auf die Heißrissanfälligkeit korrelieren mit ähnlichen Untersuchungen zu dem Zusammenhang zwischen Kornfeinung und Heißrissanfälligkeit im Stand der Forschung. Neben der Heißrissanfälligkeit werden die Festigkeitseigenschaften (quasistatisch, dynamisch-schlagartig, zyklisch) des Schweißgutes untersucht. Zirkoniumoxidbeschichtungen wird eine deutliche Steigerung der quasistatischen Festigkeit nachgewiesen. Im Gegensatz dazu ließen sich durch die Dünnfilmbeschichtungen keine signifikanten Verbesserungen der dynamisch-schlagartigen Festigkeiten erzielen. Die Ergebnisse zur Betrachtung der zyklischen Festigkeiten legen dar, dass besonders Zirkoniumoxid-, Titanoxid-, und Nickelbeschichtungen eine Erhöhung der ertragbaren Schwingspielzahlen bei gleichen Lasten aufweisen. Ein weiterer Schwerpunkt der Untersuchung ist der Einfluss auf den Lichtbogen und den Schweißprozess. Es wird gezeigt, dass die Lichtbogenlänge in Abhängigkeit der auf der Oberfläche der Drahtelektroden befindlichen Beschichtungselemente abnimmt und darüber hinaus ein Zusammenhang mit der Schichtdicke besteht. Mit Hilfe des Schwellenwertverfahrens werden Hochgeschwindigkeitsaufnahmen in Binärbilder überführt, um die Lichtbogenlänge ermitteln zu können und die Längenänderung zu belegen. Der durch die Beschichtungen höhere Metalldampfgehalt reduziert den längenspezifischen Widerstand der Lichtbogensäule. Die Schweißstromquelle reagiert kennlinienbedingt mit einer Erhöhung des Schweißstroms und damit auch der Schweißprozessenergie. Des Weiteren sind durch die Beschichtungen teils systematische Einflüsse auf das Einbrandverhalten erkennbar. Es konnte gezeigt werden, dass PVD-Beschichtungen auf Aluminiumschweißdrahtelektroden dazu verwendet werden können, die Legierung des Schweißgutes zu ändern und dadurch die Korngröße zu reduzieren. Durch die Auswahl entsprechender Beschichtungselemente kann die Heißrissanfälligkeit im Schweißgut gesenkt werden. Darüber hinaus werden die mechanischen Eigenschaften und der Schweißprozess durch derart modifizierte Schweißdrahtelektroden positiv beeinflusst.

Reducing CO2 emissions is essential to combating climate change and is prioritized appropriately in the policy. Lightweight construction makes a significant contribution in this respect. Especially in the transport and logistics sector, the substitution of steel materials with aluminum materials requires that the material properties allow this and makes it essential to join the material safely. In the welding process of aluminum materials, hot cracks are a limiting factor, as well as the strength properties in the area of the weld seam. Filler metals play a significant role in their influence on the chemical composition of the weld metal, as they have a decisive influence on the resulting microstructure. They are selected depending on the processed material. For the fabrication of the filler material, the chemical composition is adjusted in the molten phase. This is followed by other steps, such as extrusion and wire drawing, to produce the wire electrode used as the welding filler metal. In this way, large quantities of filler metal can be produced. However, investigating the effect of various alloying elements and their content in the weld metal requires preparing test melts and this complex process. In addition, a more diversified individualization of the filler materials is no longer possible after manufacturing. This is where the investigations described in this paper on modifying aluminum wire electrodes by PVD coatings start. Thin film coatings offer the possibility of adding microalloying elements to the weld metal and influencing the resulting microstructure. The weldability of wire electrodes modified in this way and their influence on the weld metal and the welding process for aluminum materials have not yet been clarified to a large extent and give rise to related research questions. This work aims to elaborate fundamental relationships between different PVD thin film coatings on filler metals in gas metal arc welding and their influence on the weld metal and welding process properties. The motivation consists of fundamental and knowledge-creating investigations carried out on the example of a solid wire electrode according to ISO 18273 - S Al 5754 (AlMg3). Niobium, nickel, silicon, titanium diboride, titanium (-nitride / -oxide), and zirconium (-oxide) are selected as coating elements. The increased porosity can be explained by a hydrogen content that increases with coating thickness, although this relationship is furthermore coating element dependent. The effects of the coating materials on the weld metal are shown based on the grain size. TiB2 coatings have a particularly grain-reducing effect. One focus of the investigations is the influence on the hot cracking susceptibility of the weld metal. It is shown that titanium and titanium diboride coatings, in particular, can reduce hot cracking susceptibility. The models developed from the compiled test results to represent optimal element contents concerning hot cracking susceptibility correlate with similar studies on the relationship between grain refinement and hot cracking susceptibility in the state of research. In addition to hot cracking susceptibility, the strength properties (quasi-static, dynamic, cyclic) of the weld metal are investigated. Zirconium oxide coatings are proven to increase quasi-static strength significantly. In contrast, no significant improvements in dynamic strengths could be achieved by the thin-film coatings. The results of the cyclic strength analysis show that zirconium oxide, titanium oxide, and nickel coatings, in particular, increase the endurable number of oscillations at the same loads. Another focus of the investigation is the influence on welding arc and welding process. The results show that the arc length decreases as a function of the coating elements located on the surface of the wire electrodes. Also, a correlation with coating thickness exists. Using the threshold method, high-speed images are converted into binary images to determine the arc length and provide evidence of the change in length. The higher metal vapor content due to the coatings reduces the length-specific resistance of the arc column. Due to the characteristic curve, the welding machine responds by increasing the welding current and, thus, the welding process energy. Furthermore, some systematic influences on penetration behavior are identifiable due to the coatings. It has been shown that PVD coatings on aluminum welding wire electrodes can change the alloy of the weld metal and thereby reduce the grain size significantly. The appropriate selection of coating elements can reduce the susceptibility to hot cracking in the weld metal. In addition, the mechanical properties and the welding process are positively influenced by welding wire electrodes modified in this way.

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